COVID-19 und seine Auswirkungen auf die Mobilitätsbranche

Was wir aus der Krise lernen können

Die Corona-Pandemie und ihre Folgen stellen die Mobilitätsbranche vor neue Aufgaben. Am Anfang der Krise mussten schnell pragmatische Lösungen gefunden werden, um die Menschen weiterhin möglichst sicher von A nach B zu befördern. Inzwischen hat sich der Fokus etwas verschoben: Nun geht es zusätzlich darum, das Vertrauen der Fahrgäste in den öffentlichen Verkehr wiederzugewinnen. Wie das gelingen kann, worin die Chancen liegen und was sich in Zukunft noch ändern könnte, erläutert unser CEO Michael Frankenberg im Interview.

Interview mit Michael Frankenberg, CEO Hacon

„Menschen wollen unterwegs sein, aber das Wie und Warum wird sich ändern“

Michael, ein Unternehmen mit inzwischen über 400 Mitarbeitern durch eine Ausnahmesituation wie die Corona-Pandemie zu führen, bedeutet eine Menge Verantwortung. Wie hat Hacon diese Zeit bewältigt?

Eine einfache Zeit ist das sicher nicht. Ich habe es als großes Privileg wahrgenommen, weiterhin relativ normal arbeiten zu können. Genau wie den Umstand, dass wir trotz der Krise eine konstant gute Auftragslage zu verzeichnen haben. Unser starkes Team, das auch im Homeoffice zusammenhält und für unsere Kunden alles möglich macht, hat dazu entscheidend beigetragen. Und natürlich danken wir unseren Kunden, die unseren Lösungen vertrauen und die selbst alles geben, um auch unter erschwerten Bedingungen zuverlässige, sichere und komfortable Mobilität zu gewährleisten. 

Wie kann Hacon dabei unterstützen?

Pendeln zur Arbeit, Urlaubs- und Geschäftsreisen, Besuche bei Familie und Freunden – das hat durch die Corona-Pandemie nur noch eingeschränkt stattgefunden, was unsere Branche stark getroffen hat. Die Mobilitäts-Routinen der Menschen wurden unterbrochen.

Mit unseren Lösungen unterstützen wir Verkehrsunternehmen, das Vertrauen ihrer Kunden wiederzugewinnen und sämtliche Reisen so sicher und angenehm wie möglich zu gestalten. Aktuell ist die Verunsicherung unter den Fahrgästen groß – sie wünschen sich eine umfassende, transparente Kommunikation zu ihrer Reise. Dabei helfen unsere Auskunftssysteme. Das Routing kann inzwischen Corona-optimiert werden, sodass bevorzugt Verbindungsketten mit geringerer Auslastung vorgeschlagen werden. Erste Auswertungen unserer HAFAS-Systeme haben bereits gezeigt, dass Verbindungen mit wenigen Umstiegen momentan besonders gefragt sind. Das erhöht das Sicherheitsempfinden.

Zur verbesserten Sicherheit tragen auch mobile, kontaktlose Ticketinglösungen bei – genau wie intelligente, dynamische Auslastungsanalysen, die dafür sorgen, dass Abstandhalten in Zug, Tram und Bus funktioniert. Mit unseren Analytics-Lösungen können die Verkehrsunternehmen zudem Bedarfe zuverlässig prognostizieren und effizient danach planen.              

Ist es ein Risiko für die Branche, dass die Menschen ihre gelernten Verhaltensmuster hinterfragen?

Die aktuelle Situation geht schon mit deutlichen Veränderungen im Mobilitätsverhalten einher, von denen einige sicher auch über die Krise hinaus Bestand haben. Die Bereitschaft, gewohnte Verkehrsmittel zu hinterfragen und unterschiedliche Transportmodi zu kombinieren, steigt. Einen signifikanten Zulauf verzeichnet das Fahrrad. Das bedeutet aber nicht, dass das Rad in Konkurrenz zum öffentlichen Verkehr tritt, ich würde es als Ergänzung verstehen. Denn Fahrradstrecken können problemlos an den ÖPNV angebunden werden. Besonders auf der ersten und letzten Meile schafft das Flexibilität. Die Frage, wie man die erste und letzte Meile fahrgastfreundlich gestaltet, gewinnt durch die veränderten Tagesabläufe und Mobilitätsmuster ohnehin an Bedeutung – vor allem im ländlichen Raum. Intermodale Reiseketten noch nahtloser zu planen und On-Demand-Angebote auszubauen, ist ein Teil der Lösung. Das verstehe ich klar als Chance, auch langfristig bedürfnisgerechte Mobilitätsangebote für möglichst viele Menschen zu schaffen.

Was müssen Verkehrsunternehmen in der aktuellen Situation tun, um zukunftsfähig zu bleiben?

Wir haben jetzt eine Veränderung der Fahrgastzahlen zu spüren bekommen. Mittelfristig rückt diese Sorge aber in den Hintergrund. Menschen wollen mobil und unterwegs sein, aber das Wie und Warum wird sich ändern. Der Trend geht weg von der Fernreise per Flugzeug, was potenziell mehr touristischen Verkehr im Inland nach sich zieht. Klug wäre, für touristische Regionen – insbesondere auf dem Land – vermehrt urlaubsgerechte Reiseketten zu ermöglichen und dafür zu sorgen, dass diese gut auffindbar sind. Auch der Pendelverkehr befindet sich im Wandel. Setzen sich Homeoffice-Modelle weiter durch, werden viele Berufstätige nur noch an zwei oder drei Tagen pro Woche ins Büro kommen. Künftig wird der Anteil dieser „Öfter-Fahrer“, die man mit intelligenten, komfortablen Lösungen abholen muss, deutlich höher sein. Denkbar wäre im Bereich Tarif und Ticketing etwa ein BiBo-Modell mit einem dahinterliegenden, monatsbasierten Bestpreis-Algorithmus und spürbaren Rabattstufen.

Siemens Mobility hat kürzlich eine neue Unternehmensvision vorgestellt, die viele Anknüpfungspunkte zu dem hat, was wir gerade besprochen haben. Sind die Herausforderungen aus der Corona-Krise letztlich nur das Brennglas für eine Umbruchphase, die längst begonnen hat? 

Schon vor der Corona-Krise gab es keine einfachen Antworten auf den Mobilitätswandel mehr. Mit der Pandemie kam noch der Druck hinzu, besonders schnell, effektiv und flexibel auf neue Situationen zu reagieren. Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, braucht es digitale Lösungen, die perfekt vernetzt sind und entlang der gesamten Reiseerfahrung gedacht werden. Über der Siemens Mobility-Strategie steht ja auch das Motto „Moving beyond“. Darin finden wir als HaCon uns sehr gut wieder. Weil wir uns nie auf dem Status Quo ausruhen, sondern Mobilität immer besser machen wollen. Und weil es uns selbst einen Schritt weitergebracht hat, zur Siemens-Familie zu gehören. Synergieeffekte sieht man beispielsweise bei der Auslastungsanalyse: Viele Siemens-Züge verfügen über die technischen Möglichkeiten, die Belegung einzelner Wagen auszuwerten – anhand der Türsensoren, des Gewichts oder spezieller Kamerasoftware. Diese Daten kann man einsetzen, um wagenscharfe Reiseempfehlungen auszugeben. Wenn Kunden-, Siemens- und HaCon-Welten so gut zusammenwachsen, ist das schön zu sehen – und es zeigt, dass wir gemeinsam auf einem guten Weg für die Mobilität der Zukunft sind.

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